FANTASTIC WORLD OF GYPSIES

Wo liegt die Heimat der Zigeuner? Auf diese Frage gibt es tausend und eine Antwort. Die einen sagen: in Indien. Die anderen sagen: überall, wo sie sich gerade aufhalten. Und die Zigeuner selbst? Viele von ihnen scheint die Angelegenheit schlicht und einfach nicht zu interessieren. Und doch sind gerade sie es, die das Thema der Niedersächsischen Musiktage in diesem Jahr auf die Spitze treiben.

Dieses Thema heißt »Heimat?!« - Frage- und Ausrufezeichen signalisieren dabei, dass für viele Menschen die Sache mit der Heimat kompliziert geworden ist. Der Drang der modernen Mediengesellschaft zur Vereinheitlichung, aber auch die Engstirnigkeit, mit der Alteingesessene mitunter an ihren muffigen Vorstellungen von Heimat kleben, machen es jungen Menschen heute schwer, den Begriff für sich mit Sinn zu füllen. Die Heimat steht auf dem Prüfstand.

Es gibt wohl kaum eine Volksgruppe, die den Begriff der Heimat so radikal in Frage stellt wie die Zigeuner. Im Mittelalter waren sie nur eine von mehreren Gruppen umherziehender Menschen - immer wieder tauchten in den Städten Pilger, Vaganten, Söldner oder reisende Kaufleute auf. Erst mit der Entwicklung der modernen bürgerlichen Gesellschaft wurde das Verhältnis der Zigeuner zur sesshaften Mehrheit problematisch. Ihre Lebensweise machte sie zunehmend verdächtig. Nicht zufällig haben Ausgrenzung, Verfolgung und Erniedrigung der Zigeuner seit dem 17. Jahrhundert besonders drastische Formen angenommen. Auf der anderen Seite hat die bürgerliche Kultur die Zigeuner immer wieder zu einem Fluchtpunkt verschiedenster Sehnsüchte stilisiert - man denke nur an eine Figur wie die Carmen aus Bizets gleichnamiger Oper.